Als Journalist ist man grundsätzlich eher derjenige, der Interviews führt. Nicht so auf der ECOM 2011, denn da war Stephan Meixner als Experte gefragt und zwar zum Thema „Casual Commerce – Tablet-Perspektiven für den Online-Handel“. Im Interview verriet er uns, warum der Weg zur Geldbörse des Online-Kunden über den Spieltrieb führt.
Herr Meixner, viele Online-Shop-Besitzer übernehmen die bestehende Navigation Ihres Shops für die App auf einem Tablet-PC. Funktioniert das so einfach?
Es braucht immer eine gewisse Zeit, wenn ein neues Medium auftaucht, bis alle damit umgehen können. Eine 1:1-Übernahme der bestehenden Navigationsstruktur wird aber nicht funktionieren. Das Problem ist, dass Händler ein Shopsystem besitzen und wollen, dass es die nächsten zehn Jahre funktioniert. Aber man darf nicht unterschätzen, welche Dynamik in diesem Markt steckt.
Sie warnen dabei besonders vor dem Medienbruch.
Ja, heute ist es oft so, dass die App zwar gut gestaltet ist, aber der Kaufabschluss dann doch wieder im klassischen Shop stattfindet. Diesen Medienbruch macht aber niemand mit.
Also entweder die App oder den klassischen Shop?
Nein, es können beide Varianten bestehen. Ich denke, dass in etwa zwei bis drei Jahren die ersten Anwendungen auf den Markt kommen, die dann richtig mit dem Potential der Tablet-PCs spielen.
Was sind die häufigsten Fehler, die Verkäufer machen, wenn Sie eine App für Tablet-PCs erstellen?
Man denkt, was bisher funktioniert, das muss auch weiterhin funktionieren. Das ist falsch. Man muss die Reset-Taste drücken und neu denken, Shopkonzepte neu angehen. Noch lässt sich der Early-Adopter-Bonus nutzen. Dafür kann man sich an einigen Trends anlehnen, die sich bereits etabliert haben.
Was muss eine Shopping-App können, um auf dem Tablet-PC erfolgreich zu werden?
Sie braucht Impulskaufpotential, muss zum Geld ausgeben verführen. Menschen zu Käufern machen, obwohl sie nicht mit der Kaufabsicht gekommen sind. Bislang sind Shops viel zu oft Textwüsten. Sie müssen einen inspirierenden Charakter erhalten, den Spielreiz fördern. Zum Beispiel kann man über Videocontent mehr emotionalisieren.
Über Stephan Meixner
Stephan Meixner ist freier Fachjournalist für Online-Marketing, Mobilmarketing, Web 2.0 und Social Shopping. Darüber hinaus kennt er sich auch bestens im E-Commerce und mit Smartphone-Apps aus. 2004 bis 2008 hat er für den Hightext Verlag in München geschrieben und war zuletzt dort auch leitender Redakteur und verantwortlich für den Inhalt des Portals iBusiness.de.
Details zu den Inahlten der ECOM 2011 finden Sie im Artikel von Nadja Schon: Rückblick ECOM 2011